Ohne solche Strafgebühren bei Verstößen gegen das sogenannte Primärarztsystem gebe es keine Lenkungswirkung, so der Politiker
Bullshit! Das ist keine Lenkungswirkung, das ist einfach eine Gebühr für „Fachpraxis-Priority-Boarding“. Hier geht’s drum gesetzlich Versicherte von den Fachärzten fernzuhalten. Wäre das Ganze ernst gemeint, dürften Fachärzte einfach keine Termine ohne Überweisung vergeben. Auch nicht für Privatversicherte. (Ausgenommen Vorsorge- und Folgetermine)
Warum sich auf 2-Klassen-Medizin beschränken, wenn man auch eine 3-Klassen-Medizin erwirken kann… /s
Solche Leute lösen in meiner flachen Hand die Lenkungswirkung Richtung Kopf aus
Ja, das ist es halt. Vollkommener Blödsinn. Und was ist das auch für eine dumme Strafe? Wenn ich eine Hautkrankheit habe, damit tun Hautarzt gehe, er es behandelt, also der effizienteste Ablauf gewählt wurde, sollen Strafen gezahlt werden?
Wenn der Vorschlag wäre, bei direktem Besuch, bei dem der Facharzt die Behandlung wegen Nichtzuständigkeit ablehnt, eine Gebühr an die Krankenkasse zu zahlen (200€ kommt mir auch arg hoch gegriffen vor, das sind ja mehrere Facharztbesuche zum Privattarif), könnte man ja noch irgendwie diskutieren. So ist es einfach nur total sinnlos. Aber das ist ja das tolle, den gesetzlich Versicherten kann man es ja zumuten; bei den privaten wird es das nicht geben, auch wenn du mir der Argumentation vollkommen Recht hast. Denn dann müssten die PKVen ja die zusätzlichen Termine beim Hausarzt bezahlen, und das werden die wohl durch Lobbyarbeit zu verhindern wissen. Den GKVen entstehen wahrscheinlich sehr überschaubare Mehrkosten, dadurch, dass mit den Ärzten pro Quartal abgerechnet wird.
bei den privaten wird es das nicht geben
Doch, das gibt es schon lange. Mindestens seit dreißig Jahren.
Vermutlich sind genau deshalb die Politiker auch auf die Idee gekommen. Denn wenn es sich für die profitorientierten PKVen seit langem bewährt hat - warum sollte das dann nicht auch bei den GKVen dabei helfen, Kosten zu sparen?
einige private Versicherer bieten Tarife, in denen das Hausarztmodell oder das Primärarztprinzip verankert ist. Da hierdurch eine Kostenersparnis entsteht, da zunächst der Hausarzt aufgesucht wird, sind diese Tarifmodelle der PKV im Regelfall günstiger.
Wichtig: Mit der Wahl des Primärarztprinzips gibt der Versicherungsnehmer die eigenständige Entscheidung darüber ab, ob er umgehend einen Facharzt aufsucht. Denn er muss vorher zu einem Allgemeinmediziner, welcher über die weiterführende Behandlung entscheidet. […]
Hält sich der Patient und Versicherungsnehmer nicht an das Primärarztprinzip, kann der Versicherer einen Teil der Erstattung der Kosten für den Facharzt verweigern. Somit muss die in der Krankenversicherung versicherte Person bis zu 25 Prozent der Behandlungskosten durch diesen Facharzt selbst tragen. Quelle
Da man als privat Versicherter in Vorleistung geht, braucht es da auch keine Strafgebühr - man bekommt eben nur 75% der Kosten erstattet, wenn man nicht über Los geht. Wer die Kostenvergünstung durch das Primärarztprinzip gewählt hat, geht deshalb ganz einfach immer zuerst zum Hausarzt, und freut sich über die Ersparniss. Wem das nicht gefällt, der zahlt halt 200€ mehr im Monat für die freie Ärztewahl.
Ich bezweifle, dass zwischen diesen Tarifen tatsächlich 200 Euro pro Monat liegen. Und Facharztbesuche kosten idR nicht 800 Euro, sodass 25% Selbstbeteiligung 200 Euro entsprechen würden… Zumindest hat keiner meiner Facharztbesuche so viel gekostet, und da ich privat versichert bin, sehe ich die Rechnung ja.
Davon abgesehen gibt es das ja auch bei den gesetzlichen, weshalb die Fachärzte gesetzlich Versicherte ohne Überweisung nicht annehmen, da sie die Kosten sonst nicht abrechnen können. Ein Privatversicherter wird aber in der Regel einen Hausarzt finden; das ist bei gesetzlich Versicherten nicht unbedingt der Fall.
Sind die in Rede stehenden 200€ nicht als Strafe zur Abschreckung gedacht?
Die Selbstbeteiligung im gängigen PKV-Primärarztmodell hat mit Strafe nichts zu tun. Es ist ganz einfach nur eine Beteiligung an den durchschnittlichen Mehrkosten, die man dadurch als Patient verursacht. Wenn es sich so nicht rechnen würde, würden die PKVen diese vergünstigten Tarife nicht anbieten.Frag doch mal bei Deiner PKV nach, wieviel Du mit einem Primärarzttarif monatlich sparen könntest!
Die Prozentzahl gibt dann ein Gefühl dafür, was es bedeuten würde, bei jenen, die einen festen Hausarzt haben UND in der GKV sind (▶), so viel einzusparen. Das Einnahmendefizit 2024 lag bei etwa 2% - das ist aktuell die Relation.
Für mich ist nachvollziehbar, weshalb Politiker da eine Chance wittern, das Zweiklassensystem und die Privilegien speziell der Beamtenschaft, der Wohlhabenden und Vermögenden weiter erfolgreich zu schützen. Denn wo kämen wir denn da hin, wenn die Gesundheitsversorgung ganz einfach gemeinwohldienlich orientiert und steuerfinanziert wäre?
Zahlen zum Hausarztmodell
Bereits heute seien über 90 % der gesetzlich Versicherten, die schon einen Hausarzt haben und ohne Überweisung einen Facharzt aufsuchen, im gleichen Quartal bei einem Hausarzt gewesen. Somit sei plausibel, dass ein Primärarztsystem in der großen Gruppe derjenigen, die mindestens einen Hausarztkontakt pro Jahr haben, nur wenige zusätzliche Kontakte auslöst. Quelle
Sind die in Rede stehenden 200€ nicht als Strafe zur Abschreckung gedacht? Die Selbstbeteiligung im gängigen PKV-Primärarztmodell hat mit Strafe nichts zu tun. Es ist ganz einfach nur eine Beteiligung an den durchschnittlichen Mehrkosten, die man dadurch als Patient verursacht. Wenn es sich so nicht rechnen würde, würden die PKVen diese vergünstigten Tarife nicht anbieten.
Mir schon klar, wie das funktioniert. Ich bezog mich damit auf
Doch, das [die 200€ Strafe bei Nichtaufsuchen des Hausarztes] gibt es schon lange. Mindestens seit dreißig Jahren.
Oder habe ich dich da falsch verstanden? Denn die Tarife, die ich kenne, erlauben dir das durchaus, aber tragen dann evtl. nicht die vollen Kosten. Oder aber du zahlst eh alles selber (so wie faktisch ich, da meine Selbstbeteiligung recht hoch ist, dafür halt die Beiträge niedriger).
Denn wo kämen wir denn da hin, wenn die Gesundheitsversorgung ganz einfach gemeinwohldienlich orientiert und steuerfinanziert wäre?
Finanziert durch Steuern ist am Ende das einzige, was auch Sinn ergibt.
Ich meinte, das Primärarztmodell gibt es schon lange bei den PKVen, aber hatte wohl meinerseits auch Dich nicht ganz verstanden. Sorry für die Verwirrung ;)
Erst beschwert sich Merz, die Deutschen seien zu oft beim Arzt. Nun, nicht mal eine Woche später, liegt der Vorschlag auf dem Tisch die zu bestrafen, die einen Arztbesuch sparen indem sie direkt zum Facharzt gehen. Man könnte fast meinen es ginge gar nicht um die Lösung von echten Problemen, sondern um Schikane
Es geht darum weniger Geld für Arme (=Normalbürger/Kassenpatienten) auszugeben. Schikanen sind leider ein wirkungsvolles Mittel um die Nutzungswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Nicht nur beim Gang zum Arzt, auch beim Anruf von einer Support Hotline. Das Warten von ca. 2 Stunden am Telefon hat nichts mit der Auslastung zu tun. Es geht darum den Anruf gar nicht erst bedienen zu müssen. Aber keine Sorge, als Privatpatient (bzw. Beamter etc) hat man ja nichts zu befürchten.
Fick die Union.
Klar, die Fachärzte entlasten wir, indem wir die Hausärzte noch mehr belasten, nur um dann immer noch zum Facharzt gehen zu müssen. Richtig kluger Vorschlag.
Tja, sie wollen es ja so - Hausärzte drängen auf schnelle Einführung eines Primärarztsystems.
Und es gibt wohl statistisch relevante Effekte.
Wenn das Primärarztmodell nicht tatsächlich Kosten einsparen würde, warum wird es dann von den Privatversicherungen mit dem Vorteil von günstigeren Tarifen angeboten?
Postillion komplett arbeitslos 2025
statt an hautkrebs zu verrecken weil kein verfickter facharzt mir termine anbieten kann verrecke ich an hautkrebs weil ich jemandem 200€ die ich nicht habe in den rachen schieben muss?
sowas radikalisiert, meine lieben cdu’ler. passt’s auf :) meine zündschnuz ist am ende
Ja, aber du verreckst so oder so. Für dein großzügiges Opfer wird dann aber vielleicht jemand Reiches gerettet, das ist doch auch was 🎉
Ihre Christliche Union
Am gleichen Tag, im gleichen Land:
Bundeswirtschaftsministerin Reiche gegen höhere Erbschaftssteuer
Ach wie schön. Vor allem Personen mit Depressionen wird das mit Sicherheit helfen, wenn man statt einem Arzt nun zwei Ärzten aufn Sack gehen muss.
Der Trick an der Sache ist, dass dir der Hausarzt dann sagt, dass du dich doch nicht so sehr stressen sollst. Geh doch einfach spazieren und trink etwas Tee. Und zack, keine Überweisung für den Facharzt.
Ich vergesse immer wieder, dass auch Ärzte nicht immun gegen solche tollen Lebensweisheiten sind…
Es ist halt weiterhin der allergrößte Scheiss und kostet das System am Ende ein Vielfaches von dem was es einsparen soll. Aber Hauptsache man kann wieder Populismus gegen Randgruppen machen.
Fick die Union.
Und mein Hausarzt ist total angenervt wenn ich mit was zu ihm komme weil ein Facharzt drauf gucken soll
Na was für ein Glück das die Union nicht regiert … aw shit -.-
wie lange könnte man wohl das Gesundheitssystem wie es aktuell fährt am Leben halten wenn man den Spahnvergleich wagt? Oh warte, der ist ja auch Union… Das ist ja ganz komisch, kann es sein dass Union halt inkompetent im Gesundheitswesen ist?
Wie gut, dass die Union auf die Stimmen der Sozialdemokraten angewiesen sind, die sowas asoziales niemals abnicken würden … aw shit -.-
shit*shit
Ja, das senkt natürlich die Arztbesuchzahlen über die sich Fritze so auslässt 😅
Jeder Facharztbesuch wird quasi zu zwei Arztbesuchen verdoppelt, beschde!
oh toll - es gibt nichts besseres, als mit einem bekannten, spezifischen Leiden erst noch 1,5 Stunden im Wartezimmer vom Hausarzt (von denen es btw. immer weniger gibt) zu sitzen, dann genau 2 Minuten mit dem Arzt zu sprechen, bevor er sagt “DAS kann ich hier nicht behandeln. Du musst zu xyz. Warum bist du da nicht direkt hin?”
Mal ganz ehrlich - haben die bei der Union wirklich nur noch Lack, mit dem die ihren Kaffee aufsetzen oder wie?
Was ich daran so dumm finde ist, dass mich noch nie im Leben irgendein Facharzt ohne Überweisung vom Hausarzt in die Praxis gelassen hat, außer zur expliziten Akutsprechstunde…
Merkwürdige Gegenrealität, aus der solche Vorschläge kommen.
Kommt glaube durchaus auf den Arzt an. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es durchaus gar nicht so unüblich ist, direkt bei einem Facharzt einen Termin zu bekommen.
Den Termin kriegt man, ja - aber in der Praxis wurde ich ohne Überweisung in der Hand auch schon zu meinem Termin wieder weggeschickt oder musste unterschreiben, dass ich die Überweisung innerhalb 1 Woche nachreiche und sonst die Behandlungskosten selber trage, auch wenn ich da schon Patient bin und zu Kontrolluntersuchungen (im neuen Quartal) komme.
Finde sehr wild, dass das offenbar nicht überall so ist?
Die meisten Fachärzte bei denen ich in den letzten Jahren war interessiert das echt überhaupt nicht, besonders bei Folgeterminen.
Kriege ich dann für 200 Euro auch nen Termin beim Facharzt? Dann bin ich dabei. Besser als 2 Jahre warten.
Als Selbstzahler wirst du doch sowieso schon bevorzugt behandelt.
Hautärzte hier sind reine Privatpraxen. Ich meine ich kann es aus deren Sicht schon nachvollziehen. Aber dass der Gesetzgeber sich um so etwas nicht kümmert ist schon schräg