Die Würde ist natürlich ein klares Thema, keine Frage. Das größere Problem ist die Verteilungsfrage.
Es gibt halt nur eine gewisse Menge Ressourcen und die werden aktuell immer knapper.
Der Anteil der Pensionisten steigt, das tatsächliche Rentenantrittsalter stagniert und die wahlberechtigte Bevölkerung (die im Schnitt rund 55 Jahre alt ist) weigert sich beharrlich irgendwelche Maßnahmen zur Kostenreduktion bei der Pension in Kauf zu nehmen.
Analog dazu geht der Anteil der Sozialversicherungszahler runter und die Kosten der medizinischen Versorgung der Pensionisten hoch.
Das heißt, wir sind jetzt schon an dem Punkt, wo die Frage nicht ist “Kriegt dieser 85-jährige ein neues Knie oder nicht”, sondern “Kriegt dieser 85-jährige Pensionist ein neues Knie oder der 40-jährige Arbeiter”?
Wenn man sich hier für den Pensionisten entscheidet, dann fällt der Arbeiter ggd. aufgrund seiner Verletzung aus dem Pool der Arbeitenden (und damit derer die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlt) raus, was durch die fehlenden Einnahmen wiederum bedeutet, dass man sich die Operationen für andere Leute auch nicht leisten kann.
Man könnte natürlich die Kosten bei den Pensionen reduzieren. Die machen immerhin 17% des gesamten deutschen Staatshaushaltes aus. Aber das will man nicht.
Man könnte Vermögenssteuern einführen um dem obersten 1% Geld abzunehmen. Denen gehört immerhin 36% des Gesamtvermögens. Aber das will man nicht.
Man könnte mehr junge Migranten rein lassen, damit diese mit ihren Steuern und Sozialabgaben die Pensionisten durchfüttern können. Aber auch das will man nicht.
Zuletzt kann man Leistungen bei Familien, Kindern und jungen Leuten einsparen. Das ist ein Weg, den unsere Pensionisten sehr gerne wählen. Aber irgendwann funktioniert auch das nicht mehr. Sieht man u.A. auch daran, wie viele junge Leute gar nicht mehr ins Hamsterrad einsteigen.
Im Endeffekt sieht man da bei den (baldigen) Pensionisten einen beispiellosen Egoismus auf Kosten aller Leute die nicht in Pension sind. Und dieser Artikel fällt ganz genau in diese Kategorie.
Es ist eben wieder ein klassisches Beispiel für stereotypische Boomer-Mentalität. Für den eigenen Komfort nimmt man mutwillig selbst den Kollaps der Gesellschaft in Kauf.
Mal davon abgesehen das es auch Behandlungmöglichkeiten gibt die zwar vieleicht mit etwas mehr Einschränkungen einhergehen, aber deutlich kostengünstiger sind.
Bei solchen Scheinargumenten gehen bei mir immer die Alarmsirenen an. Teuer heißt nämlich fast immer auch sehr profitträchtig für bestimmte Firmen. Leider ist die deutsche Gesundheitsbranche ziemlich zu einem Selbstbedienungsladen verkommen, und alle ächtzen under den hohen Krankenkassenbeiträgen, aber warum das so ist fragt kaum jemand (Demographie ist nur ein Faktor).
Das ist das eigentliche Problem. Der unnötige Wasserkopf an leistungslosen Profiteuren im Gesundheitswesen wächst immer mehr, dazu werden die Leute, die tatsächlich der Gesundheit dienliche Leistungen erbringen, behandelt wie Dreck und noch dazu von eben diesem Wasserkopf so mit Bürokratie zugeschissen, dass sie immer weniger Zeit haben, ihre eigentliche Arbeit zu machen.
Nicht nur der Wasserkopf in der Gesundheitsbranche… siehe ÖR, der schon seit Jahren das Paradebeispiel für einen Selbstbedienungsladen ist.
Das zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Wo ein Trog ist, da kommen die Schweine.
Das Würde des Menschen ist halt auch nur ein Konjunktiv.