Du bist im Urlaub in einem Land, dessen Sprache du überhaupt nicht sprichst. Deine SIM-Karte funktioniert in dem Land auch nicht.
Du sitzt in einem Nachtbus auf dem Fensterplatz. Dein Sitznachbar schläft. Fast alle anderen Fahrgäste schlafen auch. Zwischen dem Fahrgastraum und dem Fahrer ist eine geschlossene Tür.
Der Bus fährt auf einer Autobahn-ähnlichen Straße. Wo genau der Bus gerade entlangfährt, weißt du nicht.
Du schaust aus dem Fenster.
Du siehst kurz einen Menschen, der neben der Gegenfahrbahn im Gebüsch liegt, auf dem Rücken. Ein Fahrrad liegt halb auf ihm drauf. Ob er verletzt oder bei Bewusstsein ist, kannst du nicht sehen, denn nach einem Sekundenbruchteil ist er schon wieder außer Sichtweite.
Was würdest du in dieser Situation tun?
Ich stelle die Frage aus gegebenem Anlass. Ich war in der Situation. Ich habe nichts getan und nichts gesagt. Und fühle mich immer noch schlecht damit.
Eigentlich haben @rbn@sopuli.xyz und @tobogganablaze@lemmus.org schon Alles gesagt, was ich auch sagen wollte, bräuchte also eigentlich meinen Senf nicht auch noch dazugeben, aber ich finde es erschreckend, wie viele hier gar nichts tun als eine gute und akzeptable Reaktion sehen.
Wirst wohl damit leben müssen, was Du (nicht) getan hast. Darüber reden soll helfen.
Dann bist du vermutlich noch nicht in Ländern gewesen mit schlechter Infrastruktur. In den meisten Ländern der Welt ist (a) die Polizei nicht dein Freund und musst du (b) Krankenhaus selbst und oft bar bezahlen.
Das ist in Südamerika nicht so, dass du die Notrufstelle anrufst und dann fährt direkt ein Krankenwagen los.
Es gibt Situationen, da sind einem die Hände gebunden.
Und es bringt überhaupt nichts OP jetzt noch mehr schlechtes Gewissen einzureden. Er fühlt sich ja jetzt schon nicht gut damit.